Wenn ich zu meinem Stande geh

Wenn ich zu meinem Stande geh
Und tausend Bienen um mich seh
Und hör das altvertraute Summen,
Dann müssen Leid und Gram verstummen.

Dann denk ich nicht an Gut und Geld,
Nicht an den Hader in der Welt,
Nicht an den Lärm auf allen Gassen,
Nicht an der Feinde grimmes Hassen,

Noch an der Freunde Neid und Spott;
Dann dank ich still nur meinem Gott,
Daß er im Tollhaus dieser Erden
Dies Heim des Friedens mir lies werden.

Kehr ich vom Bienenstand zurück,
Ist aufgehellt der trübe Blick.
Denn, was mir grau und schwer erschienen,
Das gab ich meinen lieben Bienen.

Die trugens in die Luft hinaus,
Gleich allem Schmutz aus ihrem Haus,
Und was sie mir dafür gegeben,
Ist neue Kraft zu frohem Leben.

von Edmund Herold „Der Bienen-Narr“

Wie freut mich’s, daß ich Imker bin

Wenn ich vor meinem Stande steh‘
und meine Bienen fliegen seh‘,
so denk ich oft in meinem Sinn,
wie freut mich’s, daß ich Imker bin.

Steh‘ mit der gold’nen Sonn‘ ich auf,
sind meine Bienen längst wohlauf;
sie fliegen emsig her und hin,
d’rum freut mich’s, daß ich Imker bin.

Und wenn mein Tagewerk vollbracht,
zur Ruhe winkt die stille Nacht,
leg‘ ich mich selig träumend hin.
und freu‘ mich, daß ich Imker bin.

Und so vergeht mir froh die Zeit,
die Bienen werden schwarmbereit,
sie freu’n sich ihrer Königin,
und mich freut’s, daß ich Imker bin.

Und wird das Wetter dumpf und heiß,
fließt von der Tanne süßer Schweiß,
schwing ich die Schleuder froh und sing:
Wie freut mich’s, daß ich Imker bin.

von Friedrich Silcher
T:1884 Wilhelm Wankler
Melodie: Steh‘ ich in finst’rer Mitternacht